Suderburg
Drechsler

Begehrt im Dorfe und in der Umgegend waren die Drechslerarbeiten von Johann Jürgen Christoph Hillmer, Inhaber der Achtelhofstelle Nr. 14, Lütt-Lichten, Suderburg, Hauptstraße 16. Aber über seine und seines Vaters handwerkliche Tätigkeit wachte scharfen Auges die Gilde in Uelzen. Beide hatten das Handwerk erlernt von ihrem Stiefvater bzw. Stiefgroßvater Hans Christoph Müller (Interimswirt auf dem Hofe).

Sie scheinen mit der Gilde in Uelzen in Konflikt geraten zu sein, denn
"Am 29. Juni 1796 erteilt das Amt Bodenteich dem 73jährigen Stiefvater des Hauswirts Heinrich Christoph Hillmer in Oldendorf, namens Hans Christoph Müller, Konzession zur Reparatur alter Drechslerarbeiten. Die ihm von seiten der Drechslergilde in Uelzen abgenommenen und dem Amte Bodenteich abgelieferten Drechselerwerkzeuge sollen ihm zurückgegeben werden. Er hat sich jedoch bei Verlust dieser Konzession aller neuen Drechelerarbeiten gänzlich zu enthalten.

Diese Konzession gilt nur für ihn, und es wird bemerkt, daß der Stiefsohn Heinrich Christoph Hillmer und dessen Sohn ohne besondere Erlaubnis des Amtes nicht befugt sind, Drechslerarbeiten abzugeben. Falls sie sich dennoch ohne Erlaubnis des Amtes mit Drechslerarbeiten, sei es mit alten oder neuen, abgeben sollten, so soll er ihnen bei Vermeidung nachdrücklicher Strafe ernstlich untersagen.
Hannover, den 29. Juny 1796
Königlig-Großbritannische Geheime Räte.
An das Amt Bodenteich," Unkosten: 1 Thlr., 6 ggr, 2 mgr, 12 ggr

Noch in demselben Jahre erwarb Johann Jürgen Christoph Hillmer
Konzession für sich, denn
„Am 2. Nov. 1796 teilen die
Königlig-Großbritannischen Geheimen Räte
in Hannover dem Amte Bodenteich mit, sie billigten es sehr, daß der Hauswirt Johann Jürgen Hillmer, weil er von seiner mit weniger Länderei versehenen herrschaftlichen Kotsteile allein nicht leben könne, sich durch Anfertigung von hölzernen Pfeifenköpfen mit metallenen Beschlägen einen erlaubten Nebenverdienst beschaffe,"
Unkosten: „1 Rthlr, 6 ggr 2mg 16 ggr,“

„Am 29, Juni 1807 wird Johann Jürgen Hillmer die nachgesuchte Genehmigung erteilt, bei Verfertigung hölzerner Pfeifenköpfe mit Beschlägen sich einen Gehilfen zu halten, weil seine Gesundheit so sehr abgenommen hat.
Hannover, den 29, Juni 1807 Regierungs-Collegium

Aus dem Lüneburger und Hoyaischen Polizei-Städte Departement
An das Amt Bodenteich,"
gez, Nieper Bolonec
Chappuzeau
“Unkosten für die Copie 28 gr, 4 Pf
Noch eine gleiche Copie 8 ggr 6 mgr 4 ggr 2 ggr
Eine 3. Copie 1 Rthlr. 2 mgr 16 ggr 4 ggr,“

Seine aus schön gemasertem Holze gedrechselten und mit silbernen oder anderen Metallbeschlägen versehenen Pfeifenköpfe sind sogar ins Ausland gelangt, und zwar nicht nur durch die Wiesenbauer, sondern auch durch die Kaufleute, die durch unser Dorf zogen und bei
"Isings" - Im Winkeil -
oder auf dem
"Stoltenhofe" - Bahnhofstraße 2 - rasteten.

Ein Patent, von dem eine Abschrift folgt, ist ausgestellt für Johann Jürgen Christoph Hillmer.

Abschrift:
Stempel
30 Centimen.
"Königreich Westpahlen
Direction der directen Steuen
in dem Aller Departement.
Destrict Uelzen
Canton Uelzen
Nr, 501
Patent,
gültig für das Jahre 1812
Commune Oldendorf von 260 Seelen.

Nachdem der Jürgen Hillmer in der Commune Oldendorf wohnhaft, beabsichtigt, als Holzdrechsler zu arbeiten und nicht allein diesen Vorsatz angezeigt, sondern auch erklärt hat, daß er bereit sey, die durch das Gesetz vom 12 ten Februar 1810 festgesetzte tarifmäßige Steuer, welche an Hauptsteuer 2 Fs und für die Zusatz-Centimen 10 Ct, also überhaupt 2 Fs 10 Ct ausschließlich der Stempelgebühren beträgt, in den durch vorstehend alligirtes Gesetz festgesetzten Terminen richtig und prompt, und bei Vermeidung der in dem 8 ten Artikel desselben angedrohten Strafen, in die Casse des Kreis- Einnehmers abzuführen, so ist gegenwärtiges Patent, welches, nachdem er die Hälfte der Steuer für das erste halbe Jahr, in Gemäßheit des 5 ten und 8 ten Artikels des mehrgedachten Gesetzes entrichtet haben wird, durch den Maire eingehändigt werden soll, ausgefefertigt worden, damit derselbe sein Gewerbe ohne alles Hinderniß und Störung, jedoch mit Beobachtung der bereits bestehenden, oder noch zu treffenden polizeilichen Vorkehrungen, treiben uns ausüben könne. Da auch, nach Maßgabe des 20 ten Artikels des gedachten Gesetzes, dieses Patent personnel und daher nur für denjenigen gültig ist, auf dessen Namen dasselbe ausgestellt worden, so kann dasselbe nicht einem Dritten abgetreten, und muß von dem Extrahenten mit unterschrieben werden, welcher zugleich noch verpflichtet ist, seinen Namen in das auf der Mairie über die ausgegebenen Patente vorhandene Register einzuschreiben.

So geschehen Hannover den 30 ten Novbr 1812

Der Director der directen Steuern in dem Aller Departement
Gez. C. Baring (Faksimili)
Gez. Jürgen Hillmer

Gegenwärtiges Patent ist von dem Extrahenten eigenhändig unterschrieben, und dasselbe nach Vorzeigung der ( Quittung Nr. 501 eingehändigt worden.

So geschehen den 23 ten December 1812
Der Maire
Für denselben
der Mairie Secretalre“
gez. F. A. Schwartze.

Es handelte sich bei diesem Dokumente um einen kunstvoll umrandeten Vordruck auf gutem Papier.

Später wirkte in dem Nachbarsdorfe Suderburgs als Drechslermeister Georg Diekmann, Suderburg, Hauptstraße 16.
Auf der Suderburger Brinksitzerstelle 24 - Diekmann - An der Kirche I, wurde nach Erteilung der Konzession am 5. 3. 1840 das Drechslerhandwerk ausgeübt. Er betätigte seinen ihm angeborenen Künstlerbetrieb u. a. durch Anfertigung wunderlich geformter und bemalter Holzpuppen, mit denen er hausierend auf die Märkte und durch die Dörfer in der Heide zog. Sein Sohn, der auch das Drechslerhandwerk er- lernt hatte, lebte und wirkte in Celle. Er ging später zur Bildhauerei über und erwarb sich durch Herstellung wunderlicher Kunstuhrengehäuse einen ehrenvollen Namen durch ganz Deutschland.
Von ihm erlernte das Handwerk und die Bildschnitzerkunst Drechslermeister Adolf Licht, der im Jahre 1907 die Abbauerstelle Nr. 64, Die Abbauerstelle Nr. 64 wurde von dem Oldendorfer Vollhof Nr. 17, Suderburg, Hauptstraße 20, abgetrennt. in Oldendorf errichtete und in ihr ein heute weitbekanntes Drechsler- und Fahrradgeschäft gründete.

Handwerker in Suderburg

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