Suderburg
Flurnamen

Sagen mit Bezug zu Flurnamen

Die Bewohner der Suderburg waren sehr auf ihre Sicherheit bedacht,
denn die Sage erzählt, daß aus dem Innern der Festungswerke ein unterirdischer Gang ins Freie führte, den die Insassen in Zeiten höchster Gefahr auf der Flucht benutzten.
Ältere Leute des Dorfes werden sich noch an „Klaproths Allern“ erinnern, ein kleines Erlengehölz, das von einigen schlanken Tannen überragt war und an dem Fußpfade lag, der von der Oldendorfer Mühle nach der Kirche führt.
Hier, so erzählt man, mündete der unterirdische Gang.
Die erste Kirche des Dorfes wird mit der Burg erbaut worden sein und in den schützenden Umwallungen derselben gelegen haben; sichere Kunde gibt es darüber nicht, aber alte Märchen und halbverklungene Sagen unserer Vorfahren zaubern auch hier anmutige Bilder herauf.

Die Mär vom Glockenberge.
Als der Kirchbau vollendet und der Tag der Einweihung bereits festgesetzt war, hatte man im Drange der Geschäfte etwas sehr Wichtiges vergessen: Die schönen neuen Glocken, die man von weither bezogen hatte und die nun zum ersten mal mit feierlichem Klange die Botschaft des Evangeliums von der Gnade Gottes in Christo weit in das Land hinaus rufen sollten, hatte man zu weihen vergessen. Kein Wunder, daß in der Nacht vor dem Einweihungstage ein mitternächtliches Raunen und Flüstern in dem Glockenstuhle sich erhob:

„Willt es üsk nich dopen,
Will wi se ook nich ropen!“

so sprachen die ungeweihten Glocken zueinander. Und als der Läuter kam, um zum erstenmal sein Amt in Suderburg zu verwalten, da flogen die Glocken durch die offenen Kirchturmsluken weit hinaus in das Land. Erst etwa zehn Minuten Wegs von der Kirche entfernt fielen sie zur Erde und wühlten sich tief in den Boden hinein, wo sie noch bis auf den heutigen Tag verborgen liegen.
Der Hügel aber,
in dessen Tiefe die ungeweihten Glocken Suderburgs seit nunmehr 1000Jahren schlummern, heißt bis auf den heutigen Tag „Glockenberg“.                                                                         


Der Vogt Schwerdtfeger berichtet 1757 über den Glockenberg folgendes:

„Bei des Herrn Pastoris Kamp und Garten befindet sich ein Hoher Berg, welcher der Klocken-Berg genandt wird, woher er denn nun eigentlich den Nahmen von führet, kan man vor gewiß nicht angeben, inzwischen Muhtmaßet man, das einsmahl eine Klocke darin gegoßen worden, und gehet die Schnede von denen Oldendorffern und Suderburgern auf den Klockenberg zu“.

Dieser „Hohe Berg“, von dem der Vogt Schwerdtfeger berichtet, ist heute nicht mehr als Berg anzusprechen, denn man hat ihn im Laufe der Jahrhunderte abgetragen und die Erde zu Bauzwecken benutzt. Dabei wurden auch die in unmittelbarer Nähe liegenden Hünengräber zerstört. G. Müller-Suderburg erzählte, er habe hier in seiner Jugend wiederholt Urnenscherben gefunden.
Auf dem noch vorhandenen Hügelreste liegt, umgeben von niederem Strauchgebüsch, ein verwahrloster Judenfriedhof, auf dem früher fünf Gräber erkennbar waren.
Heute erinnern an seine ehemalige Bestimmung nur noch ein erhaltener Grabstein und eine zerfallene Einfriedigung. G. Müller-Suderburg schrieb 1876 darüber das folgende Gedicht:

Seite 133 fehlt!

Olmsbecken
mit niederem Strauchwerke bewachsene Hügelparzelle., die zur Försterei Räber gehört.
Hier soll die alte Burg gestanden haben.
Das Olmsbächlein mündet bei Elmstegen in die Härdau.

Elmstegen,
Elmstegen ist ein schmaler, von Erlengebüsch umrahmter Fußsteig durch Wiesen, der mittelst kleiner Stege mehrere Gräben und die Hardau überquert. Nach der Volksetymologie ist dieser Weg benannt nach elm = elf, nach G. Müller-Suderburg nach den Elmen oder Elfen, die der Sage nach hier in der Zeit der Sommersonnenwende ihre nächtlichen Tänze aufführen.


Tickensaal.
Tickensaal ist eine Wiese in der Hösseringer Gemarkung. Hier stand der Sage nach ein Gehöft, dessen Gebäude infolge der Feuchtigkeit versackten.


Ein Steig im Dörfe Suderburg heißt

Kattenstrat, Kattenstieg oder Katzenstieg.
Von diesem Steige erzählt die Sage, daß in der Walpurgisnacht leichtsinnige Mädchen und Frauen sich in schneeweiße Katzen verwandelten und im Gefolge von Frau Holle, die dann auf der Erde erscheine, sich hier umhertummelten und allerlei Spuk verübten. Ein solch weißes Kätzchen sei einmal am Morgen des ersten Mai im Graben am Katzenstieg tot aufgefunden, und gleichzeitig sei auch ein junges, blühendes Mädchen des Dorfes spurlos verschwunden.


Krummlock.
"Dat Krummlock" war bis vor etwa hundert Jahren eine alte, baufällige Baracke, die nur noch aus einer Stube und einer Kammer bestand. Es lag in der Nähe des Feuerteiches und war vermutlich der letzte Rest des alten Hessenhofes.
Im Krummlock spukte es; denn dort erschien um Mitternacht der Teufel in leibhaftiger Gestalt. Trübes, gespensterhaftes Licht flackerte in den unheimlichen Räumen, und von Zeit zu Zeit vernahmen Vorübergehende Gepolter und Geschrei.
Wer's sah und hörte, befahl Gott seine Seele und umging in weitem Bogen die verwunschene Stätte. Das war's, was die "Gespenster" erreichen wollten; denn als beherzte Männer dem Spuk auf den Grund gingen, stellte es sich heraus, daß verbrecherisches Gesindel hier sein Wesen trieb und die Leute vom "Krummlock" fortscheuchte, um ungestört nächtliche Gelage abhalten zu können.


Süssendorf.
Ein Teil der nördlich von Oldendorf und Suderburg liegenden" Feldmark führt den Namen Süssendorfstücke. Kürzlich fand man dort bei Landarbeiten Backsteine und Scherben. Hier soll nach mündlichen Überlieferungen ein in Kriegszeiten untergegangenes Dorf gelegen haben.
Suderburg liegt mit seiner einstigen Burg südlich der Hardau, Oldendorf I. dagegen nördlich der Hardau, dementsprechend war ursprünglich auch die Lage der betreffenden Feldmarken. Heute dagegen hat Suderburg auch nördlich der Hardau eine größere Feldmark, deren Fläche auf der obigen Zeichnung punktiert dar einst zu dem schon vor Jahrtausenden untergegangenen Dorfe Süssendorf, dessen Name sich noch in dem Flurnamen "Süssendorf-Stücke" erhalten hat. Die Dorfstelle ist an der Hardau in der Nähe des Ortbruches zu suchen. Die durch Oldendorf und weiter durch die Süssendorfer Feldmark ziehende punktierte Linie stellt den Verlauf der einstigen Heerstraße Hannover-Lüchow dar.



Wüste Höfe
Der "wüste Hof" in Hamerstorf, der zur Suderburger Pfarre gehörte, lag infolge von Kriegswirren seit 1700 unbebaut da, und erst 1823 wurden seine Ländereien gegen Erbzins an die Hamerstorfer Höfe vergeben. Dafür zahlten die Hamerstorfer Bauern bis zur gesetzmäßigen Ablösung einschließlich des sogenannten Pflichtgeldes, das für jeden Hof 18 Gutegroschen betrug, jährlich insgesamt 32 Taler 12 Gutegroschen an die Suderburger Pfarre (nach einem Verzeichnisse, das vor 1842 aufgestellt war von dem derzeitigen Kirchenjuraten Johann Jürgen Christoph Hillmer) , und noch 1874 nennt sich Pastor Lubrecht „derzeitiger Gutsherr der zinspflichtigen Hamerstorfer Hufe".

Auch in Oldendorfer Akten wird wiederholt ein "wüster Hof" genannt, der dort gelegen haben soll, wo heute Scheuermanns Schmiede steht.
Auch der Vogt Schwerdtfeger erzählt in seiner Denkschrift von den bemerkenswertesten Orten in der Vogtei Suderburg von einem "wüsten Hofe" in Bahnsen.
 

„Von Bahnsen habe mir ehemals woll erzählen lassen, daß der jetzige Junkern-Hof in alten Zeiten nicht währe da gewesen, besondern es hätte in uhralten Zeiten eine wüste Hof-Stete, wobey wenig Landt gewesen undt bebauet. Nachher währe es zum freien Hoff gemachet, doch währen alle onera publica (öffentliche Abgaben) dabey geblieben, außer daß Er die Freiheit von der Kontribution und Einquartierung gehabt hette, Zehnten aber undt alles übrige Ueber-Recht hette der Hof gleich den übrigen Einwohnern thun müßen. Ob nun denn also, laße ich dahingestellet sein“.


Im Jahre 1751 erwarb das Bahnser Gut der Hauptmann Jungkherr. Dieser war ein großer Jäger, der allerdings nach der Überlieferung von einem eigenartigen Mißgeschick auf der Jagd getroffen wurde. Als er eines Tages wieder einmal in Gesellschaft seines von ihm unzertrennlichen großen Jagdhundes Karo jagte, entlud sich durch einen unglücklichen Zufall sein Gewehr und schoß ihm die rechte Hand ab. Nach der einen Überlieferung soll Karo nun die Hand seines Herrn aufgefressen haben und dafür von seinem erzürnten Herrn getötet worden sein.
Nach einer anderen Sage soll der Hund durch denselben Unglücksfall tödlich getroffen worden sein. Jedenfalls begrub dann der Hauptmann Jungkherr seinen Hund und seine Hand feierlich auf seinem Gutshofe und setzte ihnen ein Grabdenkmal, auf dem noch lange nachher als Inschrift zu lesen war: „Hier ruht mein treuer Karo und meine Hand“.

Die Teufelskirche in Bahnsen.
Bahnsen hatte früher wie Suderburg eine eigene Kirche. Beide Dörfer waren im Schutze von Billungerburgen entstanden. Während jedoch die Suderburger Kirche innerhalb der Burgbefestigungen stand, lag die Bahnser etwa eine halbe Wegstunde weit von der Burg entfernt, rechterhand am Wege nach Bargfeld, und es ist anzunehmen, daß sie sich über einer alten heidnischen Opferstatte erhob; denn der übergroße Glaubenseifer der Priester und Mönche in der frühesten Zeit ihrer Missionstätigkeit, der sich darin äußerte, daß sie die heidnischen Kultstätten zerstörten, hatte das Mißfallen der kirchlichen Obern erregt.
„Da wurde es den Sendboten des Glaubens zur Pflicht gemacht, die Tempel der Deutschen“ (gemeint waren die heiligen Haine und gränitnen Opferaltäre, denn in Tempeln haben unsere Ahnen ihre Götter nie verehrt) " nicht zu zerstören, sondern sie in Kirchen umzuwandeln, damit das Volk, welches die ihm heiligen Orte geschont sähe, ohne Bitterkeit den Irrtum ablege und, die wahre Gottheit nun vorahnend, vertraulicher den altgewohnten Plätzen nahe".
Wie lange die Kirche bei Bahnsen bestanden hat, läßt sich nicht, feststellen. Es ist davon kein Stein auf dem ändern geblieben, und man kennt nur noch den Ort, an dem sie lag. Abergläubische Leute
meiden ihn aus Furcht vor den heidnischen Dämonen, die einst durch den Bau eines Gotteshauses gebannt waren, nun aber dort erneut in der Geisterstunde erscheinen und ihr unheimliches Wesen treiben. Daher erklärt sich auch wohl der etwas widersinnige Name Teufelskirche, den der Ort im Volksmunde führt.

Es ist anzunehmen, daß die folgende Bemerkung des wiederholt angeführten Vogts Schwerdtfeger sich auch auf diesen Ort bezieht:
"Noch lieget hinter dem Bargfelder Felde eine ziemliche Quantität Steine, so der Klocken-Berg genandt wird. Es kam mir aberst keiner angeben, wovon er den Nahmen führe, außer daß sie keine Steine davon weckfahren, auch nicht weckfahren dürfen noch gebrauchen können“.
In der Nähe der Teufelskirche, von der vor einigen Jahrzehnten noch ein Trümmerhaufen von Steinen erkennbar war, liegen auf weiter Heide zahlreiche Hünengräber. Daß diese altehrwürdigen Grabstätten unserer Vorfahren vor 200 Jahren in unserer Heimat noch viel häufiger zu finden waren, als das heute der Fall ist, geht hervor aus den Ausführungen, mit denen der Vogt Schwerdtfeger seine "Promemoria von den remarcabelsten Sachen in der Vogtei Suderburg“ beschließt:

"Noch befinden sich bey Bargfeld, Gerdau, Holthusen, Bohlsen, Boddenstedt,
Holksen undt fast bey allen Dorffern einige kleine und Große Berge,
in welchen einige Urnen oder alte Reliquien, als Töpfe undt in denselben kleine Schwerter, Fehder-Messers, Meßings-Ringe, auch eiserne sich finden laßen".

Zu seiner Denkschrift, die dem "Bodenteicher Lagerbuche" entnommen ist, wurde der Vogt Schwerdtfeger veranlaßt durch eine Aufforderung der hannoverschen Landesregierung an sämtliche Vögte, Ämterbeschreibungen einzureichen. Das geschah auf Veranlassung des Göttinger Professors Anton Friedrich Büsching, der dann das eingesandte Material mit verarbeitete zu seinem umfangreichen Werke "Neue Erdbeschreibung" (erschienen seit 1754).
Es war für die Erforschung unserer engeren Heimat ein glücklicher Zufall, daß Schwerdtfeger dieser Aufforderung pflichtgetreu nachkam und daß seine Ausführungen uns erhalten worden sind.
 

www.Suderburg-Damals.de
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