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Wenn die Tage kürzer wurden, und die schwere Feldarbeit ein Ende hatte, dann wurden in Suderburg die Spinnstuben zurechtgemacht. Mit dem Abendessen hat man sich nicht lange aufgehalten, denn es gab oft Pellkartoffeln, die fix auf das grob gewebte Eßlaken auf dem Eßtisch verteilt wurden. Als Eßmesser dienten vielfach die Taschenmesser, Gabeln und Holzlöffel hingen gut erreichbar an der Wand. Tellern blieben meist im Schapp, man stippte die abgepellten Kartoffeln in die mitten auf dem Tisch stehende Pfanne ein. Drin war ausgebratener fetter Speck, auch “Stippelspfanne” genannt. “Klock acht” - versammelte sich dann die Frauen und Mädchen, und zwar immer abwechselnd bei den Bauern. Beim Handarbeiten wurden Märchen erzählt und auch Gesellschaftsspiele gespielt. Aber am beliebtesten waren wohl Spukgeschichten Tischrücken und das Singen. Die damaligen Singweisen sind für unsere heutigen Geschmack sehr trivial. Nach 22 Uhr war es mit dem Spinnen vorbei, die Pfänder wurden ausgelost und die Mädchen nach Hause begleitet. Das ging so bis in den März hinein. Es gab auch Zeiten, in denen gegen die Spinnstuben polizeiliche Verfügungen erlassen worden sind, weil man Auswüchse des Spinnstubenwesens befürchtete.
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